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Wir sind Champions-League-Finale!

Seit ihr auch Finalisten? Ähnlich ungefragt, wie man seinerzeit bei der Wahl des damaligen Herrn Ratzinger zum Pontifex in Mithaftung genommen wurde, so ergeht sich nun auch kein Tag, an dem sich die deutschen Medien, allen voran der Boulevard mit den vier großen Buchstaben, nicht bis zum Erbrechen an dem Aufeinandertreffen zweier deutscher Teams ausgerechnet im Wembleystadion ergötzen und alle deutschen Fußballfans gleichermaßen ins vermeintlich gemeinsame Boot holen wollen. Jeder Winkel der Geschichte wird beleuchtet, keine Story ist zu hohl, als dass sie nicht in Großbuchstaben auf den Titeln der Blätter prangen oder aus den Mäulern der TV-Stammler sprudeln würde...


OK, wäre ich Fan einer der beiden Protagonisten - also entweder der roten Pest oder der gelben Cholera, wäre ich wohl auch völliger Euphorie erlegen. Das kann ich soweit nachvollziehen. Aber da ich es nunmal nicht bin und gerade die beiden Vereine das Finale abliefern, denen ich auf diesem Planeten wohl am weitesten entfernt bin, sind diese überschwenglichen Betrachtungen eine echte Qual für mich. Natürlich - soviel Selbstkritik muß sein - spielt auch eine gewisse Portion Neid eine Rolle...


Nun habe ich auch noch generell eine gewisse Antipathie gegen diese Veranstaltung. Diese geldvermehrende Kommerzmaschine! Durch und durch nur zum Zweck der Kapitalakkumulation um der Akkumulation Willen aufgebaut. Sportlichen Wert hat dieser Wettbewerb nur für den Sieger der zuvor 32 Starter. Allein die Gruppenphase bietet gefühlte 90% langweiliges und lahmarschiges Gekicke auf "höchstem taktischen Niveau". Jeder Punkt bringt reichlich Kohle und so sehen viele der Spiele dann auch aus. Wer darf da schon im offensiven Übereifer einfach Punkte und damit Geld liegen lassen? Der Finalgegner ist schon der erste Verlierer und ist eben so schnell vergessen, wie der Rest des Feldes. Und dennoch werden sich selbst die Manager der Gruppenletzten aus der Vorrunde noch die Hände reiben, ob des opulenten Reibachs, der auch diesen Teams noch zuteil wird...

Nicht von ungefähr lobhudelt der DFB-Präsident ausgerechnet in einem der Zentralorgane des bundesdeutschen Kapitalismus, dem Handelsblatt, mit den Worten "Das ist grandios, da gerät man ins Schwärmen". Ich persönlich gerate da eher in die reversible Nahrungsaufnahme. Geld hier Geld da... selbst die Medienschar interessiert es mehr, was der betreffende Verein in der nächsten Runde an monetärem Zugewinn generieren kann. Ach ja, einen Pokal und etwas Ruhm gibt´s auch noch obendrein...

Von daher kann ich auch gaaanz, ganz ehrlich behaupten, mich eigentlich glücklich zu schätzen, dass mein Verein es nicht geschafft hat soweit zu kommen und ich genau diese beiden, mir Würgereize verursachenden Clubs im Finale sehe, um meiner "Empörung" hier Ausdruck zu verleihen. Was natürlich rein gar nichts damit zu tun hat, dass es die Blauen eben nicht mal in die Nähe geschafft haben. So bin ich auch nicht gezwungen zuzugeben, das ich vermutlich genauso aufgeputscht dem Endspiel entgegenfiebern würde, wenn diese daran teilgenommen hätte. Man wird ja noch mal träumen dürfen...

Also Neid? Aaaach was! Das Wort Mißgunst trifft´s eher...